Kreisverband Rottweil
Kreisverbandsvorsitzender
Hans Mauch
mauch.vdv@web.de
Nächste Kreisversammlung:
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2. Kreisversammlung 2024
Kreisverbände Rottweil und Schwarzwald-Baar tagen gemeinsam
Die Tagungsteilnehmer der beiden Kreisverbände trafen sich im Rottweiler Dominikanermuseum, einer Zweigstelle des Württembergischen Landesmuseums, zu einer Führung durch das römische Rottweil (arae flaviae), welche dem Tagesablauf einer Familie im römischen Rottweil am 4. August 186 n. Chr. folgt. Dieses Datum wird auf einer im Museum ausgestellten unscheinbaren Schreibtafel aus Holz genannt, auf der die Stadt das erste Mal schriftlich als municipium erwähnt wurde.
Beim Gang durch das römische Arae Flaviae erlebt man anhand von Rekonstruktionen und an interaktiven Stationen den militärischen, zivilen und religiösen Alltag der Römer. Der Tag beginnt morgens auf dem Forum und verläuft über den Einkauf auf dem Markt, den Besuch eines öffentlichen Bades und eines Theaters, einem Totenfest auf dem Friedhof bis zu einem abendlichen Festmahl.
Mittelpunkt der Ausstellung sind dabei das in einer römischen Villa gefundene 8 x 8 Meter große Orpheus-Mosaik aus dem Ende des 2. Jahrhunderts n. Chr., die Rekonstruktion des Forums, bronzene Sattelbeschläge und ein unter der Pelagiuskirche gefundenes Wasserbecken (labrum).
Rottweil, die urkundlich belegt älteste Stadt Baden-Württembergs, geht auf eine römische Gründung zurück. Erste Spuren stammen aus dem 1. Jh. n. Chr., als unter Kaiser Vespasian das Gebiet besetzt und durch insgesamt fünf Kastelle gesichert wurde, die bis 110 n. Chr. zum Teil nacheinander, zum Teil aber auch zeitgleich bestanden.
Im Umfeld dieser Kastelle entstand eine Zivilsiedlung, die sich zu einem lokalen Zentrum entwickelte. Das Stadtrecht als „municipium“ erhielt Area Flaviae, so die römische Bezeichnung Rottweils, wohl unter Kaiser Trajan (98-117 n. Chr.), vermutlich im Zusammenhang mit dem Abzug der römischen Truppen. Der Titel „municipum" wurde vom Kaiser vergeben und bedeutete, dass die Einwohner (teilweise) das römische Bürgerrecht erhielten, auch wenn sie nicht als römische Bürger geboren worden waren. Manche Bevölkerungsgruppen, z. B. Frauen, konnten von dieser Regelung jedoch ausgeschlossen sein, wodurch sich das „municipium“ von der „colonia“ unterschied. Belegt ist dieser Satus durch eine Doppelurkunde in Form eines Wachstäfelchens aus dem Jahr 186 n. Chr., in welcher arae flaviae als „municipium“ bezeichnet wird.
Dieses Wachstäfelchen, in dessen Holz sich der Urkundentext durch die Wachsauflage hindurch eingedrückte hatte, ist denn auch das zentrale Ausstellungsstück dieser Abteilung. Es ist gleich im ersten Raum zu sehen, der den Besucher in das Thema „Stadtleben im Römischen Reich“ einführt.
In der Ausstellung werden unter dem Titel „Ein Tag im römischen Rottweil“, beginnend mit dem morgendlichen Besuch auf dem Forum verschiedene Aspekte des öffentlichen und privaten Lebens bis hin zum abendlichen Festmahl vorgestellt. So werden zum einen die Kastelle und das Leben der Legionäre, zum anderen das eher zivile Leben der nicht unvermögenden Bürger Rottweils dargestellt.
Hier erhält man Auskunft über die Zusammensetzung und Versorgung der Bevölkerung, deren Götter, Tempel und Bestattungsriten sowie über Vergnügen und Zeitvertreib im Theater, in den Thermen und bei Festgelagen, die fast schon zur Tagesordnung gehört haben dürften. Das scheinen jedenfalls die Funde hochwertiger Glas- und Keramikgefäße zu bezeugen. Solche Festgelage dienten allerdings nicht alleine dem Vergnügen, sondern auch der Repräsentation des Hausherrn und dem „networking“. Hierfür standen in den privaten Villen repräsentative, mit Mosaiken und Wandmalereien ausgestattete Räumlichkeiten zur Verfügung.
Gleich am Fuße der Treppe zum Untergeschoss empfängt ein solches Mosaik aus einer Privatvilla, das Orpheus-Mosaik. Es bezeugt nicht nur den immensen Reichtum des Hausherrn, sondern auch seinen Sinn für die Künste, vornehmlich Tanz und Gesang. Die Motive solcher Mosaike waren individuell auf den Auftraggeber abgestimmt und zeigten dem Besucher sofort, mit wem er es zu tun hatte: mit einem Liebhaber der schönen Künste (Orpheus), einem trinkfreudigen Gastgeber (Bacchus), einem Fan von Wagenrennen (Polidus und sein Pferd Compressor) oder einem an Naturwissenschaften (Anaximander) interessierten Hausherrn. Besonders seltene Motive wie das ebenfalls in Rottweil gefundene Mosaik mit der Darstellung von Sol und Leukothoe ließen den Gastgeber hingegen als besonders gebildet erscheinen.
Ebenfalls Teil dieses (luxuriösen) Lebens im römischen Rottweil war der tägliche Besuch in den Thermen. Ohne Thermen ist eine römische Stadt einfach nicht denkbar. Rottweil besaß mehrere davon. Jedes der Kastelle hatte ein solches Bad und natürlich gab es auch außerhalb der Kastelle eine öffentliche Therme. Thermen an sich waren in römischen Städten also nichts Außergewöhnliches. Rottweil kann jedoch mit zwei Highlights in diesem Bereich aufwarten: Zum einen wurde schon 1898 ein Labrum gefunden, das wohl zuerst in einem der Kastellbäder, später dann im Bad unter der Kirche St. Pelagius genutzt worden war. Es hat einen Durchmesser von mehr als 2 m und war aus einem einzigen Steinblock herausgearbeitet worden. Aus demselben Bad stammt ein Umschaltwasserhahn, mit dem die Badenden mit fließend kaltem oder warmem Wasser versorgt werden konnten – und das bereits im 2. Jh. n. Chr.!
Nach der sehr informativen Besichtigung wurde die Versammlung im Café Haas fortgesetzt.
Die beiden Kreisvorsitzenden Robert Strumberger und Hans Mauch begrüßten die Teilnehmer.
Sodann wurden einige Mitglieder der beiden Kreisverbände für Ihre langjährige Mitgliedschaft ausgezeichnet.
Im Kreisverband Rottweil waren dies: Reinhold Becker, Martin Weiss und Elke Zimmermann für 25-jährige Mitgliedschaft, Gerd Hieber für 40-jährige Mitgliedschaft, Albert Beck für 50-jährige und Gerhard Winkler für beachtliche 60-jährige Mitgliedschaft.
Die Jubilare im Schwarzwald-Baar-Kreis waren Elke Zipf mit 25 Jahren Mitgliedschaft, Erich Pyrchalla mit 50 Jahren Mitgliedschaft und Horst Ziegler mit stolzen 70 Jahren Mitgliedschaft.
Danach berichtete Verbandsgeschäftsführer Tilman Schmidt über Aktuelles aus dem Verbands- und Berufsgeschehen. Neben einem kurzen Rückblick auf die Vertreterversammlung wurden Beihilfethemen, die Umsetzung des Tarifabschlusses auf die Landesbeamten, das Gleichbehandlungsgesetz, die Verwaltungshochschulen, Zulassungszahlen und der Fachkräftemangel angesprochen. Einige berufspolitische Fragen konnten in der anschließenden Diskussion beantwortet werden.
Die gemeinsame Kreisversammlung der beiden Nachbarkreisverbände Rottweil und Schwarzwald-Baar-Kreis hat sich erneut bewährt und war eine gelungene und informative Veranstaltung. Fortsetzungen wechselweise in den Folgejahren sind nicht ausgeschlossen.